Daniela Ullrich
Gesundheit, Sport, Ernährung

Work-Life-Balance und Burnout (Teil 1)

Burnout

Burnout

Du hast es bestimmt auch schon gehört, um einem Burnout vorzubeugen ist es wichtig eine gute Work-Life-Balance einzuhalten.

Was aber ist Work-Life-Balance eigentlich?
Wenn man die Begriffe wörtlich verwendet bedeutet

Work“ Arbeit oder die „Beschäftigung

und „Life“ das Leben.

Wenn ich jetzt ganz spitzfindig bin, gibt es folgende Interpretationen:

Arbeit und Leben sind zwei verschiedene Dinge:

  • Du kannst eventuell leben, ohne zu arbeiten, aber arbeiten, ohne am Leben zu sein, wird dann schon schwieriger.
  • Was beinhaltet der Begriff Arbeit? Nur den Beruf? Was ist denn dann mit all den anderen „Arbeiten“ wie z. B. Haushalt, Kindererziehung, Gartenarbeit usw.
  • Und wenn Leben für das steht was Spaß macht, darf Dir die dann Arbeit keinen Spaß machen?

Allein diese drei Punkte legen schon offen, dass eine klare Trennung von Work und Life in der Realität nicht so einfach ist. Es gibt Schnittstellen und Übergänge, oder noch besser diese zwei Dinge „Work & Life“ greifen permanent ineinander.

Also wo und wie soll da eine Balance „Ein Gleichgewicht“ hergestellt werden und zwischen welchen Polen soll denn nun tatsächlich eine Ausgewogenheit geschaffen werden?

Ich stelle mal die Behauptung auf, dass eine Balance zwischen dem was uns stresst und dem was uns gut tut, der richtige Weg ist.

 

Es kann ja sein, dass Du eine Arbeit hast, die Dich erfüllt, die Dir Spaß macht (ok, es kann sein, dass es nicht immer so ist, aber doch meistens) dann ist diese Tätigkeit eher keine Belastung für Dich, oder doch?

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Ich erzähle nun einmal aus dem Nähkästchen (es ist nur eines von vielen Beispielen) und Du stelle Dir folgende Situation vor:

Du hast viel Zeit und Energie in Deine Ausbildung gesteckt, studiert, Dich immer weiterentwickelt und all das mit dem Ziel einen guten Job zu finden. Nach dem Studium gestaltet sich die Suche nach einem Arbeitsplatz aber nicht so einfach. Schließlich bist Du froh überhaupt einen Job bekommen zu haben.

Die Tätigkeit ist spannend und Du befindest Dich in leitender Position, wobei Du nur noch der Führung unterstellt bist. Da Du weißt, wie schwierig es war und wie lange es dauerte, bis Du eine Anstellung gefunden hast, und allein schon deshalb. möchtest Du diesen Arbeitsplatz erhalten.

Und auch weil Du wissbegierig und auch einfach der Typ dazu bist und obendrein noch Herausforderungen magst, möchtest Du Deine Arbeit auch gut erledigen.

Also arbeitest Du Dich in alles, was Dir gegeben wird ein. Alles was Dir neu ist lernst Du. Und für alles findest Du Lösungen. Manches davon führt dazu, dass Du länger auf der Arbeit bleibst, als Deine vertraglichen Arbeitsstunden vorsehen. Du bist fasziniert und Du weißt, dass Du hier viel lernen kannst. Du übersiehst, dass Du anfängst immer mehr Zeit auf der Arbeit zu verbringen.

Je mehr Du schaffst, umso mehr Verantwortung erhältst Du auch, und auch umso mehr Arbeit. Und die Zeiten werden immer länger.

Dein Partner fängt an zu fragen, ob Du so viel arbeiten musst. Deine Antwort lautet. „Ich habe nur dieses eine Projekt fertig zu machen, danach wird es bestimmt ruhiger“. Und genau das glaubst Du auch selbst.

Nach dem fünften oder sechsten Projekt aber glaubt Dir Dein Partner nicht mehr. Es kommt die Erwiderung, dass hast Du schon so oft gesagt und geändert hat sich trotzdem nichts.

Und Du?
Du arbeitest einfach weiter. Und Du glaubst Dein Partner hat kein Verständnis für Dich und Deine Situation. Dass Du so arbeiten musst, weil Du doch diesen Job nicht verlieren willst, weil es ja so schwierig war überhaupt eine Anstellung zu bekommen. Irgendwo in Deinem Unterbewusstsein tauchen die ersten Fragen auf. Aber die drückst Du ganz schnell wieder weg. Ganz weit weg.

Und Du gehst weiterhin zu dieser Arbeit und arbeitest und arbeitest und arbeitest. Die Firma kommt in Schwierigkeiten und es wird Insolvenz angemeldet. Und Du hast wieder Angst Deinen Job zu verlieren. Da Du in leitender Position bist, wendet sich der Insolvenzverwalter an Dich, wenn er Fragen hat.
Und Dein Chef sagt zu Dir, wenn Du den Insolvenzverwalter nicht ordentlich unterstütz wird die Firma geschlossen und dann stehen da draußen ca. 100 Mitarbeiter, die dann ihren Job verlieren werden. Und das ist dann Deine Schuld, weil Du Deine Arbeit nicht richtig durchgeführt hast. Und so arbeitest Du noch mehr, weil Du Dich für die Mitarbeiter verantwortlich fühlst. Vollkommen egal , ob Du es auch bist. Die Überstunden türmen sich auf.

Dein Partner nimmt Dich für ein Gespräch zur Seite und sagt, dass er sich das nicht mehr mit ansehen kann, wie Du Dich kaputt arbeitest. Dass er es nicht mehr erträgt zu sehen, wie Du Dich selbst zerstörst. Und Du erklärst ihm, dass es im Augenblick nicht anders geht. Denn, wenn Du nicht so viel arbeitest, wird die Firma insolvent gehen, und Du Deinen Job, den Du so dringend brauchst, verlieren.

Schließlich geht die Firma doch in die Insolvenz, Du hast über 1000 Überstunden und aufgrund von Masseunzulänglichkeit hast Du nicht nur Dich sondern auch von heute auf morgen Deinen Job verloren.

Du hast Tage, Wochen und Monate in diese Arbeit gesteckt und nun ist sie trotzdem weg. Du hast kaum noch geschlafen, zu wenig gegessen und Deine Gedanken sind nur noch um die Arbeit gekreiselt. Du hast Deine Partnerschaft aufs Spiel gesetzt und nun ist doch das eingetreten, was Du vermeiden wolltest.

Du ziehst auch noch gerade um. Dein Vermieter erlaubt Dir das Laminat für den Boden in der Küche selbst auszusuchen und so fährst Du in den Baumarkt. Und das ist der Punkt, der das Fass zum Überlaufen bringt. Du hast vorher Entscheidungen getroffen, die 100 Mitarbeiter betreffen, Du hast Entscheidungen getroffen, die große Summen betreffen und nun stehst Du vor dem Laminat.

Es ist nur Laminat. Laminat den Du noch nicht einmal selbst bezahlen musst. Du hast die Auswahl zwischen 30 Modellen.

Und DU? DU stehst davor und bist nicht in der Lage irgendeine Entscheidung zu treffen. Deine Augen wandern von einem Laminat zu dem anderen. Panik macht sich in Dir breit. Dein Atem wird schneller und Du setzt Dich einfach vor dem Laminat auf dem Boden. Du nimmst die Leute um Dich nicht wahr. Du siehst nur das Laminat, und die unendlich große Auswahl, die Dich gerade vollkommen überfordert. Dein Herzschlag wird schneller. Du bist verzweifelt. Du hast im Job wichtige Entscheidungen getroffen und nun bist Du nicht in der Lage ein Laminat auszuwählen?

Tränen rollen die Wangen hinab, erst langsam, dann immer schneller. Und Du sitzt immer noch vor dem Laminat. Du bist wütend auf Dich, weil Du Dich nicht entscheiden kannst und Du bist traurig und aus den Tränen wird ein schluchzen. Immer noch auf dem Boden vor dem Laminat im Baumarkt.

Jemand spricht Dich an, ob alles ok ist. Und obwohl offensichtlich nichts ok ist, nickst Du nur und sagst „Ja, das wird schon wieder“ Aber es wird nicht einfach so wieder.

Denn es ist der Zeitpunkt, an dem Dir Dein Körper sagt:

Stop – so geht es nicht weiter!

Du bist am Ende Deiner Kräfte!

Und wenn Du das nicht selbst in die Hand nimmst, dann mache ich eben einen NOT-STOP“

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Das ist nicht nur eine Geschichte, sondern das war meine eigene Erfahrung. Und in Wirklichkeit war es viel komplexer, aber das tut hier nichts zur Sache.

Vielleicht findest Du Dich in dem einen oder anderen Punkt wieder, vielleicht auch nicht.

Das ist nur eine von vielen Wegen, in den Burnout. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Heilpraktiker für Psychotherapie und Coach habe ich noch viele andere Wege kennengelernt. Es gibt so viele Varianten. Aber wie unterschiedlich sie auch sind, sie haben doch vieles gemeinsam.

 

Denke doch einmal über Dich und Dein Leben nach. Oder darüber was Dich antreibt.

 

In den nächsten Beiträgen werde ich das Thema fortführen:

  • Was führt Dich in den Burnout?
  • Was ist ein Burnout überhaupt?
  • Wie findest Du wieder aus dem Burnout heraus?
  • Kannst Du dem Burnout vorbeugen?
  • Und was hat das alles mit Work-Life-Balance zu tun?

 

Text © by Daniela Ullrich 2019
Foto © by Fred 2011
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